Die jeweils aktuellen Messergebnisse des Landesamtes für Umwelt aller Mainzer Messstationen finden Sie hier.
Kontinuierlich hohe Fluglärmbelastung auf dem Gelände der Universitätsmedizin
Durch ihre Lage in einer der Einflugschneisen zum Frankfurter Flughafen ist die Mainzer Unimedizin besonders von Fluglärm betroffen. Seit Januar 2013 befindet sich eine vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz errichtete Mess-Station auf dem Dach der Augenklinik der Mainzer Unimedizin.
Die Messungen zeigen: die Fluglärmbelastung über der Universitätsmedizin Mainz und dem angrenzenden Gelände ist sowohl tagsüber als auch nachts hoch. Daten der auf dem Gelände der Universitätsmedizin aufgestellten Fluglärmmessstation zeigen nach wie vor Höchstwerte von 76 dB(A). Nach den so genannten "WHO Night Noise Guidelines for Europe" sind bei Außen-Mittelungspegeln ab 40 dB(A) in der Nacht schädliche Gesundheitseffekte messbar. Empfohlene Spitzenwerte von 55 dB(A) in der Nacht werden auf dem Gelände der Universitätsmedizin teilweise um bis zu 20 dB(A) überschritten.
Die Fluglärmmessstation des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht auf dem Gelände der Universitätsmedizin zeichnet seit Januar 2013 Daten zur Fluglärmbelastung auf. Erste Messergebnisse waren erstmals im August 2013 vorgestellt worden. Die Messergebnisse zeigten durchschnittlich 4200 Fluglärmereignisse im Monat, in der Regel lagen die Maximalpegel der Überflüge zwischen 60 und 65 dB(A), einzelne Überflüge bewirkten Spitzenwerte von bis zu 76 dB(A).
Die neueren Ergebnisse betrafen die Monate Juli und Oktober 2013. Sie bestätigten noch einmal die zuvor bereits gewonnene Erkenntnis, dass die meisten Fluglärmereignisse in den Zeiten der Tages- und Nachtrandzonen, den späten Vormittagsstunden und den Nachmittagsstunden zwischen 15 und 17 Uhr liegen. Insbesondere in den frühen Morgenstunden treten Überflüge mit Maximalpegeln von mehr als 68 dB(A) auf. Die Fluglärm-Mittelungspegel für den Nachtzeitraum liegen für 4 der 5 ausgewerteten Monate über den Empfehlungen der WHO von 40 dB(A).
Der Präsident des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Dr. Stefan Hill, kommentierte diese Situation: "Die an der Universitätsmedizin bereits durch die städtische Lage bestehende Lärmsituation wurde durch die neue direkt über die Universitätsmedizin gelegte Anflugroute weiter verstärkt." Während der fünf Monate gab es pro Monat durchschnittlich 236 Fluglärmereignisse zwischen 22 und 06 Uhr, das heißt etwa acht Ereignisse pro Nacht.
Aufgrund der neuen Daten lässt sich laut Landesamt feststellen: die Universitätsmedizin ist nicht nur bei Ostwind, sondern auch bei Westwind, hier in erster Linie durch die startenden Maschinen, betroffen.
Die Pressemeldung zur Vorstellung der ersten Messergebnisse im April 2013:
Fluglärm-Messstation auf dem Gelände der Universitätsmedizin liefert erste Ergebnisse
Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz und die Universitätsmedizin Mainz präsentieren erste Daten
Die Fluglärmbelastung über der Universitätsmedizin Mainz und dem angrenzenden Gelände ist sowohl tagsüber als auch nachts hoch: Daten der dort aufgestellten Fluglärmmessstation zeigen Höchstwerte von 76 dB(A).Nach den so genannten „WHO Night Noise Guidelines for Europe“ sind bei Außen-Mittelungspegeln ab 40 dB(A) in der Nacht schädliche Gesundheitseffekte messbar.
Seit Februar 2013 zeichnet eine Fluglärmmessstation des Landesamts für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz Daten zur Fluglärmbelastung auf. Die Messergebnisse für die Monate Februar, März und April 2013 weisen durchschnittlich rund 4.300 Fluglärmereignisse im Monat auf.Der maximale Spitzenwert wurde am 27. April 2013 zwischen 5 und 6 Uhr morgens gemessen: 76,5 dB(A). In der Regel lagen die Maximalpegel der Überflüge zwischen 60 und 65 dB(A).
Die hohen Werte wurden überwiegend in Zeiten der Tages- und Nachtrandzonen sowie in den Nachmittagsstunden zwischen 15 und 17 Uhr gemessen. Besonders hohe Maximalpegel und damit sehr laute Fluglärmereignisse registrierte die Fluglärmmessstation häufig in den Morgenstunden zwischen 5 und 8 Uhr. Unterschiede zwischen den gemessenen Werten ergaben sich auch durch die verschiedenen Windrichtungen und die entsprechenden Flugrouten.Die Pegel der einzelnen Tage wiesen ein Differenzspektrum von 34 bis 53 dB(A) bei West- und 45 bis 54 dB(A) bei Ostbetriebsrichtung auf.Die Mitteilungspegel der einzelnen Nächte lagen bei Westbetriebsrichtung zwischen 19 und 46 dB(A) und bei Ostbetriebsrichtung zwischen 37 und 45 dB(A).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in den Community Noise Guidelines für Krankenhäuser die Einhaltung eines Mittelungspegels tagsüber und in den Abendstunden von 30 dB(A) im Innenraum, das heißt außen 45 dB(A). "Tatsächlich stellen wir fest, dass die WHO-Empfehlungen für zumutbare Lärmbelastungen an zahlreichen Tagen überschritten werden. Nach Weisenau und Laubenheim ist der Standort Universitätsmedizin Mainz hinsichtlich der Fluggeräuschpegel die am drittstärksten belastete Station der Messstationen des Landes", bemerkt Dr.-Ing.Stefan Hill, Präsident des Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, dazu.Er weist daraufhin, dass die Anzahl der Flugbewegungen im März 2013 bei 5026 Ereignissen lagen. An Tagen mit Ostwetterlage bedeutete dies alle zwei bis drei Minuten einen Überflug.
Die WHO empfiehlt in den Night Noise Guidelines die Einhaltung eines Mittelungspegels im Nachtzeitraum außen von 40 dB(A) zum Schutz der Bevölkerung, insbesondere von Kindern, chronisch Kranken und Älteren.
Der Fluglärm-Mittelungspegel von 40dB(A) wurde über 8 Nachtstunden (22 – 6 Uhr)
im Februar an 13 Tagen, im März an 17 Tagem und im April an 12 Tagen nicht eingehalten
Professor Thomas Münzel betont: "Wir müssen davon ausgehen, dass Patienten, die unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden oder bereits einen Herzinfarkt und Schlaganfall erlitten haben, durch diese sehr hohen Lärmpegel, die auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz gemessen werden, zusätzlich gefährdet werden. Insbesondere die hohen Lärmpegel in den Randstunden von 22 bis 23 Uhr und 5 bis 6 Uhr bereiten mir Sorgen, da in diesen Zeiten typischerweise gehäuft Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten."
Der stellvertretende Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.- Prof. Dr. Karl Lackner, kommentiert die Daten so: "Die Universitätsmedizin Mainz ist in erster Linie dem Wohl ihrer Patienten verpflichtet. Gerade für schwerkranke Patienten aller Altersgruppen ist erwiesen, dass Lärmbelastungen der Genesung abträglich sind. Aus diesem Grund fordern wir mit Nachdruck eine deutliche Entlastung des Geländes der Universitätsmedizin Mainz mit allen Kliniken in Mainz und erwarten im Hinblick auf die beunruhigenden aktuellen Messergebnisse, dass alle Möglichkeiten zum aktiven Schallschutz genutzt werden — insbesondere zu den sensiblen Zeiten."